Veritas Sonderausstellung

Sonderausstellungen des Automuseums sind immer wahre Leckerbissen für Autokenner und ziehen Besucher aus aller Welt an. Zu den ersten Bewunderern der neuen Veritas Ausstellung gehörte eine Gruppe von ägyptischen Gästen der Firma Spartherm, die sich das Automuseum natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Gleich nach dem 2. Weltkrieg war Veritas geradezu unglaublich erfolgreich. Veritas galt damals als unschlagbar  im deutschen Automobilsport. Ein Großbild im Museum zeigt die Startaufstellung  für das Nürburgring-Rennen 1949. Praktisch alle startenden Rennsportwagen waren seinerzeit Veritas. Neben Privatfahrern starteten auch berühmte Rennfahrer der Vorkriegszeit wie Kling, Rieß, Lang. Auch Auto, Motor und Sport Verleger Ernst Troeltsch und Paul Pietsch gehörten dazu. Sowohl bei den Sport- wie auch bei den Rennsportwagen wurde Veritas Deutscher Meister.

Nach nunmehr 70 Jahren sind diese glorreichen Zeiten nahezu vergessen. Grund genug für das Automuseum, auch jüngere Besucher daran zu erinnern, wie die Verhältnisse im frühen Nachkrieg waren. Nach dem Ende der Hitler-Diktatur begann man wieder bei Null.  Die Voraussetzungen dafür waren denkbar schlecht. Das Geld war wertlos. Es gab einfach nichts, um  auch nur die schlimmsten Zerstörungen zu reparieren. Die kargen Rationen auf Lebensmittelkarten reichten kaum zum Überleben. Dazu kamen Millionen an Flüchtlingen aus dem Osten, die froh waren, den neuen Diktatoren dort entkommen zu sein.

Zu diesen gehörten auch frühere BMW-Mitarbeiter aus Eisenach (dort wurden ja die BMW-Automobile gebaut!) Ohne Geld, ohne alle Voraussetzungen  außer ihren Kenntnissen, aber mit unbändigem Tatendrang und Optimismus wollten sie die große sportliche Tradition von BMW  im Westen wieder beleben. BMW-Renningenieur Ernst Loof, BMW-Kaufmann Lorenz Dietrich und der berühmte BMW-Rennfahrer Schorsch Meier gründeten Veritas.

Man kaufte überall in Deutschland schrottreife BMW 328 (deren Motoren als die leistungsfähigsten in der 2-Liter Klasse galten)  ersetzte die alten Aufbauten durch handgedengelte Stromlinien-Karosserien. Ernst Loof überholte und optimierte die Motoren.
Mit Renn- und Rennsportwagen war man vor der Währungsreform  erfolgreich. Wie immer in schlechten Zeiten gab es reiche Leute, die freigiebig mit dem wertlosen Geld umgingen. Auch Exporte in Länder mit stabileren Währungen brachten viel Umsatz.

Diese Scheinblüte endete mit der Währungsreform. Die stabile D-Mark saß nicht mehr so locker. Bei Veritas wollte man sportlich-luxuriöse Reisewagen und kleine erschwingliche Sportflitzer bauen. Großartige Prototypen und Kleinserien entstanden, neue Motoren und hochmoderne Chassis wurden konstruiert, für eine gewinnbringende Serienproduktion fehlte aber das Geld. Den letzten Veritas baute Ernst Loof 1953 in den früheren Auto-Union Boxen am Nürburgring. Auch er wird in Melle gezeigt. Dann wurden er und das, was von Veritas übrig geblieben war, von der wieder entstandenen Firma BMW in München übernommen....

Bei dieser Geschichte eines tragischen Scheiterns sollte man nicht vergessen, dass auch der Beginn der heute so glanzvollen Firma Porsche nicht viel anders aussah. Was hätte sein können, zeigt das Automuseum in seiner großartigen und umfassenden neuen Sonderausstellung. Ein Großteil der Weltweit überlebenden Veritas ist in Melle zu sehen!

Gezeigt werden:

1.  1948 Veritas SPC 90 Sport-Cabriolet
2.  1948/49  Veritas RS (Rennsport) "Vollstromliner"  mit BMW 328 Technik
3.   1950/51 Veritas Meteor Rennsport-Monoposto  mit neu entwickeltem Heinkel Motor
4.  1951/52  Dyna-Veritas  Panhard Technik mit Baur Karosserie
5. 1951  Veritas Nürburgring Coupé  Karosserie Spohn
6. 1951/52  Veritas-Nürburgring  Cabriolet  Karosserie Spohn
7. 1953  Veritas Nürburgring 5-sitziges Cabriolet Karosserie Spohn Motor Ford Zephyr

Dazu kommen

1. Ein BMW 327/28 Cabriolet  im Schrottzustand um zu zeigen, was die Basis früher Veritas Automobile war.
2. Panhard Dyna, wie er bei Veritas zum hübschen Dyna-Veritas mutierte.

Dazu kommen eine Vielzahl von Plakaten, Werbemitteln und Großfotos, In einem Dokumentationsfilm sieht man Wochenschau Filme von erfolgreichen Veritas Renneinsätzen, Interviews mit Veritas-Rennfahrern, Mitarbeitern und anderen Zeitzeugen.

Die Ausstellung läuft noch bis Anfang Oktober 2016 um dann Platz für eine umfangreiche Schau von Glas-Automobilen zu machen.

Unsere Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag:11:00 - 18:00 Uhr
Über Ostern:Jeden Tag von
11:00 - 18:00 Uhr.
Auch Montag geöffnet.

Gruppenführungen zu anderen Zeiten möglich, Anmeldung über das Kontaktformular
oder Tel. 0 54 22 – 46838.