Honda, der größte Motorradhersteller der Welt, erfüllte so ziemlich jeden Kundenwunsch, auch wenn der Fokus stets auf Viertaktmodelle gelegt wurde. Anfang der 70er Jahre fügte der japanische Hersteller seiner breiten Phalanx an Motorradtypen das damals kleinste ohc Serienvierzylindermodell der Welt hinzu
Ab der zweiten Hälfte der 60er Jahre begann Honda damit, den amerikanischen und europäischen Motorradmarkt mit einem sensationellen Vierzylindermodell, der Honda CB 750 Four zu erobern. Ein an Renntechnik angelehntes Großserienvierzylindermodell mit kettengetriebener obenliegender Nockenwelle und herausragenden Fahreigenschaften war damals eine Sensation und ein echtes technisches Highlight. Dieses Modell wurde nicht nur ein großer Erfolg sondern ein Meilenstein in der Motorradgeschichte. Wenig später drang Honda mit demselben technischen Konzept auch in andere Hubraumklassen vor und baute die CB 500 Four und ab 1972 mit der CB 350 Four (auch liebevoll „little big four“ genannt) die Kleinste im Bunde. Damit hatte Honda die wichtigsten größeren Hubraumklassen mit Vierzylindermodellen abgedeckt.
Die elegante CB 350 Four mit ihrer chicen 4-in-4-Auspuffanlage war für Honda eine Art Prestigeprojekt
Mit dem damals weltweit kleinsten Vierzylindermodell zeigte Honda vor allem, wozu seine Ingenieure in der Lage waren. Erst die Italiener sollten etliche Jahre später noch einen drauf setzen und mit der Benelli Quattro/Moto Guzzi 254 Four einen noch kleineren Vierzylinder auf den Markt bringen.
Eigentlich machte die Honda CB 350 Four dem hauseigenen Twin in derselben Hubraumklasse Konkurrenz, der schneller, billiger und leichter war. Die CB 350 Four repräsentierte hingegen vor allem ein hohes Maß an Ingenieurskunst. Sie punktete mit einem völlig andersartigen Fahrgefühl und einem seidenweichen Triebwerk. Dazu war sie recht luxuriös und harmonisch gestaltet.
Fahren ließ sich die kleinste und heute am seltensten anzutreffende Vierzylinderversion von Honda sehr kultiviert und komfortabel
Zu verdanken war das nicht nur dem beeindruckend laufruhigen und geschmeidigen, 34 PS bei 9500 U/min leistenden Triebwerk, sondern auch dem guten Fahrwerk mit tiefem Schwerpunkt und ausgewogener Gewichtsverteilung. Daraus resultierte ein sehr gutes Handling der Maschine und gute Fahreigenschaften. Leichte Vibrationen erlebte man höchstens in der Warmlaufphase. Selbst aus niedrigen Drehzahlen zog die Maschine sauber durch, die Spitzengeschwindigkeit lag bei circa 160 km/h und die Beschleunigung bei 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Lange blieb die kleinste Vierzylinder-Honda nicht auf dem Markt
Nach dreijähriger Produktionszeit und circa 80000 verkauften Exemplaren wurde sie aus dem Programm genommen und von der etwas größeren CB 400 Four abgelöst.
Fotos & Text: Marina Block
Technische Daten
Motor: ohc Reihenvierzylinder, luftgekühlt
Hubraum: 347 ccm
H x B: 47 mm x 50 mm
Verdichtung: 9,3 : 1
Leistung: 34 PS bei 9500 U/min
Max. Drehmoment: 2,81 mkg bei 8500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca.160 km/h
Beschleunigung: in 6,8 sec von 0 auf 100 km/h
Vergaser: vier Keihin 656 C
Durchlassweite: 21 mm
Schmierung: Druckumlaufschmierung mit Eatonpumpe
Zündanlage: 12 V, Batteriezündung
Getriebe: 5-Ganggetriebe
Kupplung: Mehrscheibenkupplung im Ölbad
Bremsen: vorn Scheibenbremse, Einkolbenschwenksattel (254/288 mm Durchmesser), hinten Trommelbremse (152/150 mm Durchmesser)
Rahmen: Schleifenrahmen aus Stahlrohr und Blechpreßteilen mit zwei Unterzügen
Vorderrad: hydraulische Teleskopgabel, 114,6 mm Federweg
Hinterrad: Schwinge mit zwei Federbeinen
Bereifung: 18“ Reifen (vorn: 3.00-18; hinten: 3.50-18)
Tankinhalt: 12 Liter + 2 l Reserve
Verbrauch: ca. 4,5 l auf 100 km
Leergewicht: ca. 170 kg
Radstand: 1355 mm
L x B x H: 2060 x 780 x 1090 mm
Sitzhöhe: 78 cm
Preis: 1972-1100 Dollars; etwa 4984,-DM
Bauzeit: 1972 – 1974
Stückzahl: circa 80000 Ex.