Bereits 1886 verkaufte die Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik, aus der später der weltweit größte Motorradbauer und auch Automobilproduzent NSU werden sollte, ihr erstes Fahrradmodell. Es handelte sich um ein Hochrad, das aus englischen Fahrradteilen zusammengebaut wurde
Die ersten in Deutschland angebotenen Fahrradmodelle stammten damals meist aus England, das derzeit führend in der Fahrradtechnik war. Nachdem man sich dann die Technik abgeguckt hatte, gingen die meisten Unternehmen sehr bald zu eigenen Entwicklungen über, so auch NSU.
Der Bedarf an dem neuen Fortbewegungsmittel wurde immer größer und nach der Entwicklung des Niederrads begann der Fahrradmarkt nahezu überall zu boomen
NSU stellte sein erstes Niederrad 1888 vor und hatte damit einen großen Erfolg. Das Geschäft begann zu blühen und die Neckarsulmer Fahrräder erhielten auch international immer mehr Aufmerksamkeit. So meldete NSU etliche Patente an, wie das Variand-Tretlagergetriebe, eine während der Fahrt veränderbare Übersetzung mit zwei Gängen, die in das Tretlagergehäuse eingebaut war. Auch war NSU einer der ersten Fahrradhersteller Deutschlands, der die Freilaufnabe mit Rücktritt für seine Räder verwendete.
Fahrräder von NSU waren auch im Sport sehr erfolgreich
Wie damals üblich, nahmen auch die Neckarsulmer an unzähligen Fahrradrennen teil und machten die Marke auch auf diese Weise immer bekannter. Bereits im Jahr 1900 bot das Unternehmen 25 verschiedene Fahrradmodelle an und kam auf eine Jahresproduktion von 5281 Stück. Wenig später bereicherte auch das erste Motorradmodell das Verkaufsprogramm.
Das Modell 55, ein Damen-Tourenrad, wurde 1951 vorgestellt
Dieses Tourenrad wurde als elegante und solide NSU-Konstruktion beworben. Seine beiden gebogenen Rahmenrohre sollten ein besonders leichtes Auf,- und Absteigen ermöglichen. Das Modell besaß einen außen gelöteten und gemufften Rahmen mit einer Rahmenhöhe von 53,5 cm, Doppelglockenlager, einen weichen Elastic-Sattel, Gummi-Block-Pedalen, eine serienmäßige Werkzeugtasche und eine Luftpumpe mit angelötetem Befestigungshaken (Werkzeugtasche und Luftpumpe fehlen beim abgebildeten Exemplar). Gabel, Felgen, Rahmen und Schutzbleche waren schlagfest emailliert, in der Grundfarbe tiefschwarz und mit farbigen Zierelementen versehen. Eine starke und dauerhafte Verchromung aller Blankteile wurde betont. Ausgestattet war das Zweirad ferner mit einer griffig profilierten 28 x 1.75“ Markenbereifung, 2-mm-Speichen, einem Rücklicht, einem farbenfrohen Sicherheitsnetz für das Hinterrad und dem elegant gestalteten NSU-Schutzblechemblem.
NSU legte viel Wert auf Fahrsicherheit
Besonders hervorgehoben wurde auch beim Modell 55 die leichtlaufende Freilaufbremsnabe von NSU, die für eine große Fahrsicherheit sorgte, da sie eine hohe Bremsleistung auch bei langen Bergabfahrten gewährleistete.
Fotos & Text: Marina Block