Audi - 75 L (1971)

Im August 1963 brachte die Auto Union, damals unter Daimler-Regie, ihr letztes Modell mit dem Markennamen DKW heraus, das außerdem als letztes neu entwickeltes Modell mit Zweitaktmotor in Westdeutschland galt


Punkten konnte der DKW F102 mit seinem fortschrittlichen Fahrwerk samt Vorderradantrieb und seinem damals modernen Styling mit flächigen Formen und großer Übersichtlichkeit. Allerdings fand die Zweitakttechnologie immer weniger Zustimmung. Nachdem der F102 ein Jahr im Verkaufsprogramm stand und der Absatz nur schleppend anlief, wurde Daimler-Benz der Lage überdrüssig und verkaufte das Ingolstädter Auto-Unionwerk 1964 an den VW-Konzern. VW beschloss den glücklosen F102 gründlich zu überarbeiten, den Namen DKW in der Schublade verschwinden zu lassen und allein den seit 35 Jahren ungenutzten Namen Audi aus der Auto Union-Quadriga (Audi, Wanderer, Horch und DKW) weiterzuführen. Im Prinzip war die Wahl dieses Namens damals eine Notlösung, aber man wollte möglichst schnell einen Namen, der sich erkennbar unterschied.


Die Grundstruktur der unter Daimler-Benz-Einfluß entstandenen Karosserie und das Fahrwerk wurden beim ersten Audi des VW-Konzerns beibehalten


Das Design wurde ein wenig modernisiert. So hatte der Audi keine runden Scheinwerfer und oben in den Kotflügeln eingelassene, trapezförmige Blinker mehr. Auch der Chromeinsatz und die Innenraumgestaltung waren weit nüchterner. Besonders aber ging es dem Zweitaktmotor an den Kragen. Der musste gehen, denn unter der Motorhaube des ersten Nachkriegs-Audi,- anfangs noch intern F 103 genannt-, arbeitete nun ein hochverdichteter Reihenvierzylinder-Viertaktmotor. Der kam von Daimler-Benz und war ursprünglich für ein leichtes Militärfahrzeug vorgesehen. Bei VW entwickelte dann der ehemalige Mercedesmann Ludwig Kraus den Motor weiter. Intern wurde dieser ohv Motor als „Mitteldruckmotor“ bezeichnet. Damit war der für einen Ottomotor hohe Verbrennungsdruck gemeint (Verdichtung 11,2:1). Dieser Motor war damals eindeutig eine Notlösung, weil zu dieser Zeit nichts anderes da war, mit dem man sofort hätte arbeiten können. Er stellte sich als zu schwer, zu laut, zu groß und zu unzuverlässig heraus. Auch beeinflusste er das Fahrverhalten negativ, da zuviel Gewicht auf der Vorderachse lastete. So ließ man bald von von dieser Version ab und entwickelte ein zuverlässigeres Vierzylinder-Triebwerk.


Der neue Viertakt-Motor besaß 1695 ccm Hubraum und leistete anfangs 72 PS bei 5000 U/min. Dieses erste Modell wurde schlicht Audi genannt. Bald schon gab es ihn in verschiedenen PS-Stärken. Danach richtete sich dann auch die offizielle Bezeichnung der unterschiedlichen Versionen der ersten Audi-Baureihe


Der abgebildete Audi 75 mit 75 Pferdestärken und einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h wurde 1968 zum ersten Mal aufgelegt, löste den 72 PS-Audi sowie den 1966 erschienenen Audi 80 ab und blieb bis 1972 im Verkaufsprogramm. Auch eine kleinere Variante, der Audi 60, mit 1496 ccm Hubraum und nur 55 PS wurde 1968 ins Programm genommen. Verkauft wurde die erste Audi-Baureihe mit den Typen 72, 80, 75, 60 und Super 90 fast 417000mal. Abgelöst wurde sie im Sommer 1972 vom neuen Audi 80 mit modernen eckigem Design

Fotos & Text: Marina Block

Technische Daten

Motor: ohv Vierzylinderreihenmotor

Hubraum: 1695 ccm

B x H: 80 x 84,4 mm

Leistung: 75 PS bei 5000 U/min

Verdichtung: 9,1:1

Vergaser: Solex Fallstromvergaser

Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h

Getriebe: Vierganggetriebe mit Lenkradschaltung; ab 1969 Mittelschaltung

Antriebsart: Vorderradantrieb

Vorderradaufhängung: Doppelquerlenker, Torsionsstäbe längs, Querstabilisator

Hinterradaufhängung: Starrachse, Längslenker, Torsionsstab quer, Panhardstab

Bremsen: vorn innenliegende Scheibenbremsen; hinten Trommelbremsen

Karosserie: selbsttragende Stahlkarosserie

Radstand: 2490 mm

L x B x H: 4380 x 1626 x 1451 mm

Bauzeit: 1968 - 1972

Bilder

Informationen:

MarkeAudi
Model75 L
Baujahr1971

Weitere Fahrzeuge